Nachdem der Motor auf das Sandstrahlen vorbereitet wurde und mein Arbeitgeber bis jetzt noch nicht die Güte besessen hat, mir mein Gehalt auszuzahlen (Vertrag zu spät gekommen blabla) und daher noch keine Knete für Motorlack vorhanden ist, habe ich den Rest des Honda-Haufens auf einer Ausgrabung im Fahrradschuppen gesucht und gefunden.
Die Verchromten Laufflächen an Gabel, Federbeinen und Lenkungsdämpfer haben die lange Lagerung erstaunlich gut überstanden. Auch der Rahmen selbst sieht noch relativ gut aus. Nur oberflächlicher Rost, der weggestrahlt werden kann.
Glücklicherweise war das Hinterrad noch verbaut, so das ich das schwere Ding einfach aus dem Schuppen rausziehen konnte. Draussen kam dann alles runter, Kabelbaum, Schwinge und sonstiges Anbaugeraffel.
Alles schnell (ca 8h) saubergemacht und sortiert. Danach unter Qualen die Reifen abgezogen.
Da das einzige, was am späteren Hobel glänzen darf, die Kolbenböden sind (wurden auch schon poliert), muss alles was irgendwie verchromt ist, gestrahlt werden. Felgen, Federbein-Federn, Schutzbleche (die wahrscheinlich sowieso garnicht angebaut werden) usw.. An den Gabeln wird später eine schwarze Gummihutze die blanken laufflächen verbergen, der obere Teil soll ebenfalls gelackt werden.
Das Ergebnis der zerlege/reinigungs/sortier-Aktion ist auf den Bildern zu bewundern.
Nachdem mit Vaddern die Formalitäten (Partyhütte darf als temporäre Werkstatt dienen ;) ) geklärt wurden, wurden erste Teile aus dem Schuppen geborgen. Mit jeder Menge Benzin und Nitroverdünnung wurde der gröbste Modder von allen Motorenteilen entfernt.
Wie schon erwähnt sind die Ventile des ursprünglichen Motors krumm und damit nicht mehr zu verwenden. Glücklicherweise ist der Zylinderkopf des ebenfalls vorhandenen 500er Motors baugleich. Dieser und die verbauten Ventile haben erst ca. 30.000km runter.
Danach wurde alles vermessen. Laufbuchsen, Kolben, Zylinder, Nockenwellen, usw. Wie sich herausstellt sind die 550er Kolben bereits erneuert worden. Es handelt sich um 1mm-Übermaßkolben. Tollerweise die größten erhältlichen. Das wars dann mit Kolbenerneuerung. Einzige Alternative wäre das 600ccm Big-Bore-Kit mit Laufbuchsen für schlappe 650€.
Da die derzeitigen Kolben - bis auf drei kleine Laufspuren an Kolben 4 - noch ganz okay aussehen, werden diese einfach weiter verwendet. Die Pleuel des 500er-Motors weisen wesentlich weniger Spiel auf, also nehmen wir einfach diese. An der Kurbelwelle/Pleuel wurde mit dem Übergang von der 500er auf die 550er von Honda nichts verändert.
Die 500er Kolben hingegen sehen, wie auch weite Teile der Lagerschalen ziemlich zerf***t aus. Anscheinend wurde der zulässige Anteil an Getriebesand im Öl überschritten. Dies gilt vor allem für die Nockenwelle. Das ist umso blöder, weil diese direkt im Zylinderkopf gelagert ist und keine Lagerschalen hat, die man austauschen könnte.
Auch die Nocken selbst weisen Laufspuren auf, was bei der geringen Laufleistung auf zu wenig Ventilspiel schließen lässt.
Weiteres Problem: Die Primärkette. Zu lang und ohne vorhandene Lauffläche hat diese fröhlich den Haupt(!)ölkanal angeschliffen. Sowohl im 550er- als auch im 500er-Motor. Eine Meisterleistung der Ingenieurskunst.
Der Plan - was die Motorentechnik angeht - sieht nun also so aus:
Zylinderkopf und Ventile: 500er
Pleuel: 500er
LiMa-Rotor: 500er
Primärkette: 500er
Motorlager: 500er
Getriebezahnräder: 500er
Großer Rest: 550er
Dazu kommen dann noch neue Dichtungen, Simmerringe usw..
Eventuell ist auch irgendwo noch ein vernünftiges Kettenrad für die Nockenwelle erhältlich. Der Plastikrand an den Vorhandenen fängt langsam aber sicher an, sich aufzulösen (Nach über 40 Jahren sei ihm das gegönnt). Plastikbrösel im Öl sind nicht so der Bringer.
Da der Möller vorm richtigen Zusammenbau noch gestrahlt und gelackt werden soll, wurde er einmal provisorisch zusammengebaut. Alle Zugänge zum Motor-Inneren wurden mit Lumpen-Silikon(TM) verbundwerkstoff dichtgegloddert.
Erstes Bild zeigt eine Honda CB550 F2 Super-Sport Baujahr 1978. Das Aufnahmedatum des Bildes ist leider nicht bekannt.
Bekannt ist jedoch, dass das Moped einen 'leichten' Kompressionsmangel aufgrund krummer Ventile erlitten hat, daraufhin mehr oder weniger komplett zerlegt wurde und über 10 Jahre lang ein Dasein im Fahrradschuppen zwischen Staub, Spinnen und sonstigem Mock gefristet hat.
Zwischenzeitlich hat sich ein vermeindlicher Zweitmotor dazugesellt, der jedoch - wie sich später rausstellt - ein älterer CB500-Four-Motor ist.
Nun - 2013 - wird der Honda-Haufen aus seiner Ecke befreit, überholt und zu einem Rennhobel im Cafe-Racer-Stil verwurstet.